Die Kunst der Vorderkantenmalerei besteht darin, die Seitenränder eines Buches schön zu schmücken. Diese Technik, die manchmal auch als Vorderkantenvergoldung bezeichnet wird, beinhaltet in der Regel das Bemalen der oberen und unteren Kante. Der Vorgang ist aber auch an der Kante möglich, die der Wirbelsäule am nächsten ist.
Die Vorderkantenmalerei hat eine reiche Geschichte, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Es gewann jedoch erst im 13. Jahrhundert an Popularität, als William of Tewkesbury als sein frühester dokumentierter Praktizierender gilt. Sein Meisterwerk zeigte einen hypnotisierenden Drachen, der auf den Vorderrand eines Psalmbuches gemalt war.
Während ihre Popularität im 16. Jahrhundert nachließ, wurde die Vorderkantenmalerei im 19. Jahrhundert dank Fortschritten in der Vergoldungs- und Maltechnik wiederbelebt. John T. Ince, ein gefeierter Londoner Künstler, trug maßgeblich zu diesem Wiederaufleben bei.
Das Erstellen dieser exquisiten Gemälde ist relativ einfach. Zuerst werden die Seiten aufgefächert, um den gewünschten Rand freizulegen. Diese freigelegte Fläche bemalt der Künstler dann gekonnt, bevor sie trocknet. Sobald sie fertig sind, fächern sie sich wieder auf und stellen die Normalität wieder her, um ihr verborgenes Kunstwerk zu enthüllen.
Es gibt eine Vielzahl von Techniken innerhalb des Handwerks der Vorderkantenmalerei; Ein bemerkenswertes Beispiel ist die “zweischneidige Malerei”. Darin liegen zwei kontrastierende Farben, die sowohl auf den oberen als auch auf den unteren Rand gemalt sind und beim Auffächern zu einem verführerischen Farbverlauf verschmelzen.
Eine weitere faszinierende Technik ist die “Blind-Edge-Malerei”, bei der eine einzige Farbe alle Seitenränder bedeckt und ein fesselndes Schauspiel bildet, wenn es sanft durch Auffächern enthüllt wird.